Habana Vieja
Der Jetlag sorgt für ein frühes Erwachen, so dass Rainer einen ersten Rundgang durch die noch schlafende Stadt macht. Das Hostal liegt sehr zentral in „Habana Vieja“, dem Altstadtviertel. Gleich gehe ich auf die „Passeo de Marti“, einer Promenadenstraße die zum „Parque Central“ führt, einem der bedeutendsten Plätze der Stadt. Meine Vorstellungen von der Menge der amerikanischen Straßenkreuzern aus den 1950’er Jahren wirt bei weitem übertroffen. Sie bestimmen eindeutig das Straßenbild. Neben ihnen gibt es nur halbwegs moderne Taxis aus japanischer Produktion und ein paar Autos aus der sowjetischen Produktionsära, Lada, Moskwitsch & Co. Die Kubaner lieben ihre riesigen Karossen. Sie werden gepflegt und wie die Häuser der Stadt farbenfroh lackiert. Als Tourist kann man sie als Taxi mieten, als Limousine oder Cabriolet. Sie sind jedoch auch als Sammeltaxis im Einsatz, es passen eine Menge Leute in solch ein Monstrum mit Heckflossen.
Nach dieser ersten Erkundung ist es Zeit für das Frühstück im Hostal. Gemeinsam mit den anderen Bewohnern sitzen wir an einem riesigen reich gedeckten Tisch. Bis auf zwei Gäste kommen alle aus Deutschland und wir können an den Erfahrungen der anderen teilhaben. Schon um 8:00 Uhr morgens stehen wir schweißgebadet vom Frühstückstisch auf. Die gemeinsam genutzten Räume sind nicht klimatisiert.
Jetzt gehen wir zu zweit in die Altstadt. Wir folgen dem Vorschlag unseres Reiseführers und folgen einer der beschriebenen Touren. Wir sehen zahlreiche Museen über kubanische Epochen. Araber (Mauren), Katalanen, Kreolen, Afrikaner (Sklaven), Amerikaner und Sowjets haben die geschichtlichen Einflüsse der letzten Jahrhunderte bestimmt. Jeder Epoche ist ein eigenes Museum gewidmet. Im Kern der Altstadt sind viele Gebäude restauriert. Etwas abseits der Hauptrouten glänzt Havanna in einem sehr morbiden Charme. Immerhin wurden die Gebäude stehen gelassen und nicht wie in anderen Hochburgen des Kommunismus durch Plattenbauten ersetzt. Ein unglaublicher Reichtum im 19. und 20.Jahrhundert hat für den Bau monströser Häuser gesorgt. Der Kommerz hat Kuba noch nicht erreicht, so dass wir in eine Zeit um viele Jahrzehnte zurück versetzt werden.
Wir besichtigen die ehemaligen Repräsentationsräume des Präsidenten und das Museum zur maurischen Zeit. Die Hitze sorgt für eine enorme Entschleunigung, so dass einige CUC (Pesos Convertible) in den schönen Cafés der Stadt bleiben.
Der belebte „Paza Vieja“ lädt zum Verweilen ein. Von einem Balkon im 1. Stock beobachten wir bei einem Imbiss eine Weile das lebhafte Treiben der Einheimischen, Künstler und Touristen.
Schließlich besteigen wir im Hotel „Ambos Mundos“ in den historischen Aufzug, fahren in den 5. Stock und klopfen an der Tür zum Zimmer 511. Dies kann man heute besichtigen: Ernest Hemmingway hat immer wieder in diesem Eckzimmer gewohnt. Es wurde so belassen wie es war. Mit Blick über die Altstadt und den Hafen hat er in diesem Luxushotel unter anderem „Wem die Stunde schlägt“ geschrieben. Was wäre ein Besuch bei Hemmingway ohne Drink? Also gehen wir noch auf die Dachterrasse in der 6. Etage und bestellen „Cuba Libre“ und „Tom Collins“.
Es ist erst früher Mittag, doch die enorme feuchte Hitze ruft zu einer Siesta im klimatisierten Hostal. Gut, dass wir einen solchen Fluchtpunkt haben.
Am frühen Abend gehen wir zum Malecon, dem breiten Wallstreifen, der das Meer vom Zentrum trennt. Es soll besonders am Wochenende (heute ist Samstag) viel los sein. Vermutlich sind wir viel zu früh, denn außer ein paar Spaziergängern ist nur der Verkehr auf der vierspurigen gleichnamigen Straße lebhaft.
So schlendern wir wieder in die Altstadt und lassen uns in einem sehr touristischen Restaurant mit Fisch, Hummer und Huhn bewirten.
Den Abend beschließen wir in drei der unzähligen Bars in der Innenstadt. Fast jede hat temperamentvolle Livemusik zu bieten. Hier kommt echtes Kuba- Flair auf. Da das kubanische Bier nicht so toll und oft gar nicht zu bekommen ist, erklärt sich Rainer zum Cocktailtrinker. Dies ist in den Bars gut und günstig und vor allem sehr authentisch.
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