Nach einer Nacht in unserem „Zelt“ stehen um 5:30 Uhr auf, denn um 6:30 Uhr holt uns ein Fahrer mit einem Allradfahrzeug ab.
Heute wollen wir eine Treckingtour durch den „Volcanoes National Park“ angehen. Schon beim Frühstück fällt uns eine Gruppe von fünf lustigen Leuten auf, offensichtlich Einheimische, die lautstark ihr Frühstück kommentieren. Alex, unser Fahrer, hat heute also frei. Wir fahren bis zur Parkverwaltung. Dort herrscht reges Treiben, so viele hellheutige Menschen haben wir seit dem Flughafen Brüssel nicht gesehen. Wir kaufen unser Permit und bekommen eine „Instruction“, wie wir uns im Park zu verhalten haben. Die Wahrscheinlichkeit Tiere zu sehen, liegt bei etwa 1%. Wir besteigen wieder unseren 4×4 Toyota. Nach einem ganzen Stück Schotterstraße bemerkt unser Fahrer einen Kleinwagen, der hinter uns herfährt. Er sagt, dieser könne die nächste Strecke auf keinen Fall schaffen und steigt aus um zu fragen, ob sie Hilfe benötigen. So steigen weitere fünf Passagiere ein, dieselbe Gruppe vom Frühstück. Am Ausgangspunkt angelangt, beginnt der Aufstieg mit unserer Gruppe von insgesamt 13 Leuten, einem Tourguide, mehreren Trägern und bewaffneten Wildhütern, die uns vor eventuellen Angriffen durch Tiere schützen sollen. Teil der Gruppe sind die Fünf aus Kigali. Jost beauftragt einen Träger, seinen Rucksack zu übernehmen. Das hört sich dekadent an, wird sich später jedoch als genial herausstellen.
Anfangs moderat, wird es nach dem eigentlichen Zugang zum Nationalpark steil und was sehr unangenehm ist: feucht und glitschig.
Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke bekundet Jost seinen Unmut und möchte umkehren. Da wir jedoch als Gruppe unterwegs sind, würde das die Umkehr der kompletten Gruppe bedeuten. So lässt er sich überzeugen weiterzugehen. Einer der Fünf aus Kigali ist dabei die treibende Kraft. Er sagt, er wäre hier aufgewachsen. Ein glasklarer Vulkansee soll ein unglaubliches Panorama bilden. Ein schönes Intermezzo ist die Begegnung mit umhertollenden Springböcken. Die Träger leisten Hilfestellung bei den immer schwieriger werdenden Aufstiegssituationen. Nach 3 ½ Stunden sind wir oben, auf 3.711 Metern. Wir sehen rein Garnichts, eine Wolke umschließt den Gipfel. Es ist sehr kalt. Viele sind an ihre Grenzen gestoßen, dabei folgt ja nun noch der Abstieg.
Ich, Rainer, bleibe bei der letzten Gruppe. Einer der Fünf, der Jüngste, hat sich bereits beim Aufstieg vor Überanstrengung übergeben müssen. Beim Abstieg wird das nicht besser. Er versucht es immer wieder, doch bei etwa einem Drittel ist Schluss. Er liegt apathisch im Gras. Die Träger und Soldaten betreiben nun regen Funkverkehr um Hilfe zu holen. Ich setze mit einem Soldaten und einem Träger den Abstieg nach einer Stunde fort. Jost ist vermutlich schon am Auto. Unterwegs kommen uns Träger mit einer Trage entgegen, sie sind auf dem Weg zum kollabierten Mitwanderer.
Fast unten winkt mich der Soldat etwas abseits vom Weg in tiefes Gras und ich sehe, was für ein Riesenglück, den ersten Gorilla. Er sitzt im Gras und bearbeitet irgendetwas. Was, kann ich wegen dem hohen Gras leider nicht sehen.
Nun geht es weiter und nach weiteren drei Stunden erreichen wir endlich das Camp. Der Junge aus Kigali erholt sich schnell wieder mit zuckerhaltigen Getränken, nun hat die Kraft des Mädchens der Gruppe versagt und muss ebenfalls mit der Trage abgeholt werden. Wir müssen warten, da wir ja zusammen im Auto gekommen sind. Am Ende sind wir alle halbwegs heil wieder zusammen, jedoch total erledigt. Wir fahren zusammen im 4×4 insgesamt mit neun Personen ins Tal. Der Tourguide ist ein zusätzlicher Fahrgast.
Um 18:00 Uhr erreichen wir, völlig verschmutzt, das Hotel. Unsere Kleidung wandert komplett in die Waschmaschine, inklusive Rainers Joggingschuhen. Dann geht es unter die (kalte) Dusche. Im Hotel wartet Alex und ist gespannt auf unsere Erlebnisse. Er hat durch seine Fragerei bei jedem der ihm über den Weg läuft ein größeres Hotel außerhalb der Stadt erkundet. Dort bekommen wir unser Abendessen und ein Bier. Jost möchte diesen Tag lieber aus seiner Reiseerinnerung streichen und teilt per WhatsApp seinen Unmut mit. Am Ende wird dieser Tag mit einem Auf und Abstieg von über 1.100 Höhenmetern für uns unvergesslich bleiben.
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